Nähe schaffen und nutzen

Markus Klement, Direktor des ORF Vorarlberg, zeigte jüngst in einer Vorstandssitzung, was er unter dem gesellschaftlichen Wert und Nutzen seines Medienunternehmens versteht: «Nähe zu den Menschen».

«Wir buhlen aktiv um die Nähe zu den Menschen. Wir schaffen Nähe und nutzen sie.» So versteht und lebt der ORF in den Worten von Landesdirektor Markus Klement den Public Value, den gesellschaftlichen Wert und Nutzen eines öffentlich-rechtlichen Medienunternehmens. Für, mit und bei den Menschen ein Medienangebot produzieren, das heisst für den ORF Vorarlberg täglich mit ORF Radio Vorarlberg ein 24-Stunden-Vollprogramm, täglich die regionale Fernsehsendung «Vorarlberg heute» von rund 25 Minuten, die Alimentierung des Online-Nachrichtenportals «vorarlberg.ORF.at» und die Belieferung von österreichweiten Radio- und Fernsehprogrammen mit Beiträgen (z. B. Bregenzer Festspiele, Sportgrossereignisse usw.) aus dem Bundesland Vorarlberg. Dazu gehört fünf Wochen lang jeden Tag eine dreistündige Live-Fernsehsendung am Morgen aus einer der 96 Vorarlberger Gemeinden: «Jede Gemeinde hat Eigenheiten und bietet Besonderheiten, über die es sich lohnt, landesweit zu berichten.»

Nähe zum Publikum mit seinem Feedback

Der ORF Vorarlberg bietet Medienleistungen aus den klassischen vier Spalten: Information, Unterhaltung, Sport und Kultur. Regelmässig werden zu diesen Bereichen zwischen 50 bis 100 Personen zu sogenannten «Publikumsgesprächen» ins ORF-Landesfunkhaus Vorarlberg nach Dornbirn eingeladen. Sie setzen sich im direkten Kontakt mit den Redaktionsverantwortlichen mit Programmen, Sendungen und Beiträgen auseinander. Nähe zum Publikum spielt also nicht nur beim Inhalt von Medienleistungen eine Rolle, sondern auch bei ihrer Beurteilung und Kritik.

Auftrag mit Unternehmergeist

Permanent steigende Marktanteile, wachsende Hörerquoten und ständig zunehmende Zugriffe auf das Online-Angebot machen den ORF Vorarlberg zum erfolgreichsten Landesstudio von Österreich. Dazu waren «ein Aufbruch aus traditionellen Strukturen und ein Ausreizen der föderalen Möglichkeiten» notwendig. «Ich bin nicht Intendant, sondern Medienmanager. Der ORF Vorarlberg ist keine Anstalt, sondern ein Unternehmen.» Denn auch ein öffentlich-rechtliches Medienunternehmen, so Klement, «kann mit Unternehmergeist geführt werden.» Ein knappes Drittel des jährlichen Budgets von rund 12 Mio. Euro wird denn auch «am freien Markt» mit Werbung, Sponsoring und Patronage erwirtschaftet. Zwei Drittel stammen aus den Rundfunkgebühren, die in Vorarlberg pro Jahr 251,16 Euro betragen.

Konvergenz wichtig

Der ORF Vorarlberg verbreitet seine Produkte über Radio, Fernsehen, Online und Social Media. Von crossmedialer journalistischer Arbeit – also gleichzeitig für unterschiedliche Medien tätig sein – ist Klement nach wie vor – wenn auch nicht mehr so vehement wie früher – überzeugt, und zwar aus folgenden Gründen: Für unterschiedliche Mediengattungen tätig zu sein, schafft kürzere Wege und Verständnis fürs gegenseitige Tun innerhalb der Redaktion. Allerdings braucht es in jedem Medium auch Spezialisten, darum ist das multimediale Arbeiten nicht in jedem Bereich zwingend notwendig.

Nicht richten, sondern be-richten

Unabdingbar sind für Markus Klement die Unabhängigkeit von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Als Landesdirektor mischt er sich nicht in die redaktionellen Belange ein – das ist Aufgabe der Chefredaktion. Er ist für Finanzen, Personal, Marketing, Vernetzung und Repräsentation zuständig. «Bei uns gilt: Wir richten nicht, wir berichten.» Und wenn Druck ausgeübt und Erwartungen formuliert werden, heisst es: «Sie können alles bestellen, aber bei uns nur im Studiorestaurant, das – wie passend – den Namen Sendepause trägt.»

Erich Niederer, 10. November 2019

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