Werkstattbesuch bei SRF: «Maske & Ausstattung»
«Hinter die Kulissen schauen» - So nennen wir unsere SRF-Besuche, wenn wir es genauer wissen wollen. Diesmal ging es ums Handwerk. Im Leutschenbach statteten wir der Zentralmaske einen Besuch ab. Dann machten wir einen Rundgang durch die verschiedenen Werkstätten, wo die Dekorationen der Fernsehsendungen entstehen, und bei einem Abstecher in die umfangreiche Requisitenkammer entdeckten wir Reliquien aus legendären TV-Shows.
Im Publikumsbereich des Leutschenbachs begrüssen uns Daniela Lenz und Reto Hunziker. Daniela ist Leiterin der Zentralmaske und betreut ein 26-köpfiges Team, das sich sozusagen um Haut und Haar der Leute vor ihrem Kamera-Auftritt kümmert. Reto Hunziker ist Leiter der Ausstattung und leidenschaftlicher SRF-Tourguide, was wir auf unserem Rundgang hautnah miterleben.
Unsere rund 20-köpfige Gruppe teilt sich auf. Zuerst geht es in die Zentralmaske. Daniela Lenz erzählt uns, dass die Maske ein sehr intimer Ort ist. Zum einen, weil man sich durch das Schminken und Frisieren sehr nahekommt, und weil es ein Raum der Ruhe ist, vor dem Auftritt im Scheinwerferlicht. Grad dieses Scheinwerferlicht ist für Danielas Team die grosse Aufgabe: Kameras und Licht sind unverzeihlich, sprich keine Rötung, kein fliegendes Haar bleibt unentdeckt und es geht darum, die Moderatorinnen und Moderatoren bildschirmtauglich zu machen. Also keine grossen Veränderungen, sondern Unebenheiten ausgleichen, dezent Farbe auftragen und glänzende Stellen abpudern. Im Durchschnitt dauert das Zurechtmachen rund zwanzig Minuten. Während unseres Besuchs, um ca. 16.30 Uhr, liess sich «Tagesschau»-Moderator Michael Rauchenstein für seinen Einsatz um halb acht schminken. Kurz vor Sendebeginn wird er nochmals im Studio abgepudert. Daniela Lenz erzählt, dass in der Hauptmaske rund 50% aller SRF-Kameraeinsätze geschminkt werden und die andern 50% ausser Haus. Also dort, wo SRF auf Dreh ist, wie aktuell an der Ski-WM in Courchevel/Méribel. Dass dies andere Bedingungen darstellt wie im Studio, ist uns allen klar. Daniela schildert von ihrem Einsatz in Rio de Janeiro, während den Olympischen Sommerspielen 2016, wo die hohen Temperaturen und die starke Sonneneinstrahlung eine grosse Herausforderung für ihre Arbeit darstellte.
Nach einer halben Stunde – wir hätten viel länger bleiben können – holt uns Reto Hunziker ab, um seinen Arbeitsbereich vorzustellen. Er führt uns in sein Büro und überrascht uns mit dem Konterfei von Roger Federer. Dieses entstand im 3D-Drucker und war ein Auftrag der Firma Jura. Die Ausstattung kümmert sich hauptsächlich um Requisiten und Dekorationen für SRF-Produktionen, erledigt aber auch Aufträge für Externe und verrechnet diese zu normalen Marktpreisen. Im Weiteren unterstützt sie die Tessiner und Bünder Studios. Wir erfahren, dass ein Grossteil der Requisiten und Kulissenelemente in einem Aussenlager in Pfungen untergebracht sind, da durch die Integration der Radio Hall im Leutschenbach die Platzverhältnisse für die Ausstattung kleiner wurden. Auf dem Weg in die Requisitenkammer werfen wir einen Blick auf den 3D-Drucker. Dieser arbeitet wie eine Heissleimpistole und stellt aus Filamenten Teile her, die maximal ein Kubikmeter gross sind. Die Filamente sind von unterschiedlicher Zusammensetzung, je nachdem, welche Optik der Gegenstand haben muss.
Die Requisitenkammer, eigentlich ist es ein riesiges Lager oder eine Brockenstube, nimmt uns mit auf eine Zeitreise. Wir entdecken Telefone aus allen Zeitepochen, ausgestopfte Krokodile, eine Wand voll Swissness, wie Hunziker erläutert, und vieles mehr. Freude herrscht beim Wiedersehen von «alten» TV-Stars, wie den Originalfiguren von Dominik Dachs, oder dem Sessel von Hund Sheriff bei der Sendung «Supertreffer» mit Kurt Felix.
Weiter geht es in die Schreinerei, die Malerei, die Schlosserei und die Montagehalle. Dabei lässt uns Reto wissen, dass hier Lernende in verschiedenen Berufen ausbildet werden. Es arbeitet immer eine Person mit Beeinträchtigung aus der Stiftung «Züriwerk» mit, was eine Bereicherung für alle Mitarbeitenden darstellt. Im Gegensatz zu den News produzieren die Handwerker oft «Fake» Gegenstände, wie Oberflächen, die rostig erscheinen, oder Betonwände, die leicht und einfach zu transportieren sind. Für die Ewigkeit gebaut werden diese nicht, «einfache Lösungen» sind das oberste Gebot.
Reto Hunziker ist seit über 27 Jahre beim SRF tätig. Er brennt für das Unternehmen und seine Arbeit, und weiss zu jedem Gegenstand eine interessante Geschichte zu erzählen. Nach einem kurzen Abstecher ins Studio 1, wo der Aufbau für «Happy Day» vom kommenden Samstag im Gange ist, lassen wir den interessanten Besuch mit einem Apéro ausklingen.
Text und Fotos: Nadja Castagna, Geschäftsführerin SRG Ostschweiz
Kommentar