Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz 2024 an Stefanie Hablützel
Die festliche Verleihung des Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz 2024 an Stefanie Hablützel in Chur wurde zu einem Lehrstück für die Bedeutung kritischer Medien in einer Demokratie. Die Preisträgerin erhielt viel Lob für ihre Arbeit, die durch Sorgfalt und Akribie, Hartnäckigkeit und Mut zu unbequemen Fragen, aber zugleich durch Feingefühl und Fairness geprägt sei.
Canisius Braun, Präsident der SRG Ostschweiz, begrüsste die Gäste zur 59. Preisverleihung des Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz in Chur. Der mit 10'000 Franken dotierte Preis wird von den Kantonen Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus, Graubünden, St. Gallen und Thurgau gestiftet und von der SRG Ostschweiz vergeben.
Markus Heer, Regierungsrat des Kantons Glarus, wies als Vertreter der Stifterkantone auf die Bedeutung des Journalismus für eine Demokratie hin: «Damit Demokratie überhaupt möglich ist, braucht es fundierte Informationen. Anders können wir uns kein Bild machen über das, was in unserer Welt wichtig ist.» Und er ergänzte: «Auch wenn er für uns Politikerinnen und Politiker nicht immer angenehm ist, ist gerade kritischer Journalismus unverzichtbar.» Nur so sei auch eine aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Politik möglich. Im Namen der Ostschweizer Regierungskonferenz bedankte er sich daher bei Stefanie Hablützel für ihren engagierten, kritischen und hartnäckigen Journalismus.
Auch Jon Domenic Parolini, Regierungspräsident des Kantons Graubünden, wies in seinem Grusswort darauf hin, dass Journalismus gerade heute eine besondere Bedeutung und Verantwortung habe. Fake News seien genauso herausfordernd für die Gesellschaft wie die wachsende «News Fatigue», die Abwendung von Informationsmedien. Im Kontext der Emotionalisierung und populistischer Politik würde Künstliche Intelligenz das Risiko von Falschinformation und unzureichender Information noch erhöhen. Der Kanton Graubünden sei sich der Bedeutung von Qualitätsmedien sehr bewusst und fördere Medien auch aus Überzeugung. Parolini bedankte sich ebenfalls bei Stefanie Hablützel für ihre fundierte Recherche und Information, auch ihre lästigen Fragen, die aber stets mit Feingefühl und Sorgfalt einhergingen.
«Hartnäckig, aber fair», so liesse sich die Arbeit von Stefanie Hablützel wohl am kürzesten zusammenfassen, so Tamara Freuler, Kommunikationsverantwortliche des Kantons Graubünden und Vorstandsmitglied der SRG Ostschweiz, in ihrer Laudatio. Stefanie Hablützel habe nicht nur ein Gespür für brisante Geschichten, sondern auch den Mut und die Ausdauer, diesen nachzugehen. Auch bei kritischen Interviews würden ihr Interviewpartner Akribie, Sorgfalt und Sattelfestigkeit attestieren. Sie gebe sich nicht mit Allgemeinplätzen zufrieden, sondern hake präzise nach. Auch die befragten Arbeitskollegen und -kolleginnen, so Freuler, bestätigten diese positive Würdigung und zeigten ein Bild einer sehr teamorientierten, starken, aber durchaus auch selbstkritischen, «hervorragenden Investigativ-Journalistin».
Stefanie Hablützel zeigte sich berührt, nicht nur über die Preisverleihung, sondern auch über die bewegenden Würdigungen. Sie bedankte sich bei der SRG Ostschweiz, ausdrücklich aber auch bei der Ostschweizer Regierungskonferenz als Stifterin. «Es ist schon eine grosse Wertschätzung, so einen Preis mit solchen Worten zu erhalten genau von denen, die man in ihrer Arbeit kritisch begleitet.» Im Gespräch mit Johanna Burger, Präsidentin der Programmkommission der SRG Ostschweiz, gab sie weitere Einblicke in ihre Tätigkeit und ihre Anliegen. Dabei bedankte sie sich bei ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen, insbesondere bei den Regionaljournalen Graubünden und Ostschweiz. «Journalismus ist Teamarbeit. Und für meine Arbeit waren sehr viele Menschen sehr wichtig.» Angesprochen auf ihre Anliegen, wünschte sie sich, Regionaljournalismus hätte bei SRF eine noch grössere Bedeutung, «und wer, wenn nicht die SRG, müsste sich solchen fundierten Regionaljournalismus leisten können?»
Musikalisch umrahmt wurde die feierliche Preisübergabe durch einen Auftritt der Bündner Elektropop-Band Ladunna. Sängerin Chiara Jacomet und Momo Kawazoe am Schlagzeug wussten mit romanischen und englischen Songs zu begeistern. Zum Abschluss bedankte sich Johanna Burger bei allen Anwesenden und lud zum Apéro ein.
Text: Thomas Merz, Mitglied der Programmkommission
Bilder: Marco Hartmann