Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz 2025 an Bündner Dokumentarfilmerin Susanna Fanzun

In festlichem Rahmen erhielt die rätoromanische Dokumentarfilmschaffende Susanna Fanzun in St. Gallen den Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz 2025. Die Preisverleihung gab einen Einblick in ihr reiches Schaffen und würdigte sie als aufmerksame, sorgfältige Filmemacherin, die authentische Einblicke in eine Region und ihre Kultur ermöglicht.

Es war bereits die 60. Preisverleihung des Radio- und Fernsehpreis der Ostschweiz, des ältesten Ostschweizer Medienpreises. Der mit 10'000 Franken dotierte Preis wird von den Ostschweizer Kantonen gestiftet und vom Vorstand der SRG Ostschweiz verliehen. Canisius Braun, Präsident der SRG Ostschweiz, durfte zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft im St. Galler Pfalzkeller begrüssen. «Beiträge wie die von Susanna Fanzun,» so Braun zur Preisträgerin, «machen die SRG aus».

Auch Patrick Strasser würdigte als Präsident der Ostschweizer Regierungskonferenz die Arbeit von Susanna Fanzun, die auf so sorgfältige Weise Einblick in eine Sprachregion und die dahinter liegende Kultur schenke. Dabei wies er auch auf die Bedeutung der SRG hin, um die Vielfalt der viersprachigen Schweiz und ihren Kulturen zu präsentieren. Gerade für die Schweiz sei ein starkes öffentliches Medienangebot zentral, das Kulturschaffenden überhaupt eine Plattform für ihre Produkte schenke.

In ihrer persönlichen Laudatio würdigte Monika Knill, ehemalige Thurgauer Regierungsrätin und ab 2026 Präsidentin der SRG Ostschweiz, Susanna Fanzun als ausgesprochen vielseitige und ausdrucksstarke Dokumentarfilmerin und gab zunächst einige Einblicke in ihre Stationen. Geboren 1963 in Scuol und aufgewachsen in Tarasp, begann sie nach ihrer ursprünglichen Ausbildung als Primarlehrerin ihre berufliche Laufbahn im Journalismus. Den ersten Dokumentarfilm drehte sie 1997 über verstummte und verstaubte Orgeln in Spanien. Von da an verfolgte sie konsequent den Dokumentarfilm. Es sei höchste Zeit, so Monika Knill, dass Susanna Fanzun den Ostschweizer Radio- und Fernsehpreis erhalte. Allein seit der Nomination diesen Frühling habe sie acht weitere Preise oder Nominierungen rund um die Welt erhalten, von Montreal oder Miami über Cannes bis Tokio.

Susanna Fanzun, so Knill, suche nicht die Sensation, sondern beobachte aufmerksam, lasse Menschen mit präzisem Schnitt zu Wort kommen und sorgfältig ausgewählte Bilder sprechen. Besonderen Eindruck hätte ihr der Film «Kühe, Käse und 3 Kinder» gemacht, ein Film über eine Älplerfamilie auf der Alp Grün, gefilmt auf Augenhöhe der drei Kinder. Der Film gebe so eindrückliche und bewegende Einblicke in Familie und Aufwachsen der Kinder, «am liebsten würde ich diesen Film für alle frischgebackenen Eltern zur Pflicht erklären». Mit einer Anspielung darauf, dass Susanna Fanzun auch Jägerin ist, schloss Monika Knill mit Tugenden, die es beim Jagen genauso wie beim Filmemachen brauche und die Susanna Fanzun auch zeige, nämlich Geduld, Demut und Achtsamkeit – und dazu ein wenig Glück.

Im Gespräch mit Johanna Burger, als Präsidentin der Programmkommission zugleich Jury-Präsidentin, gab Susanna Fanzun anschliessend Einblick in ihre Arbeit. Ihr Anliegen sei immer, Menschen und Geschichten in den Vordergrund zu rücken, die sonst kaum wahrgenommen werden. So wählte sie eben im Film «Kühe, Käse und 3 Kinder» bewusst die Augenhöhe der Kinder als Kameraperspektive. Oder sie portraitierte Dumeng Raffainer, den Modellbauer des weltbekannten Architekten Santiago Calatrava. Sie begleitete den damals 98jährigen Carl Jenal als ältesten aktiven Bauern bei seiner täglichen Arbeit oder präsentierte die Arbeit von Richard Coray, der als Zimmermeister und Gerüstbauer die «Lehrgerüste» baute, auf denen dann die weit gespannten Brücken aus Beton überhaupt erst gebaut werden konnten.

Susanna Fanzun bedankte sich mit spürbarer Freude für die Preisverleihung. Zugleich wies sie darauf hin, wie schwierig die Finanzierung neuer Projekte oft selbst für eine erfahrene Filmemacherin sei. So bedankte sie sich auch bei Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Kulturinstitutionen und Stiftungen sowie bei all den Personen, die jeweils in Produktion, Schnitt, Kamera usw. bei ihren Filmen mitarbeiten. Filmproduktion sei immer auch Teamarbeit. «Und selbstverständlich wäre meine Arbeit ohne SRG nicht denkbar», fügte sie hinzu.

Musikalisch umrahmt wurde die feierliche Preisübergabe durch einen Auftritt des Bündner Vokaltrios La Triada. Initiiert von Corin Curschellas, arrangiert und singt das Trio seit zehn Jahren rätoromanische Volkslieder. Zum Abschluss bedankte sich Johanna Burger bei allen Anwesenden und lud zum Apéro ein.

Text: Thomas Merz, Mitglied der Programmkommission

Bilder: Marco Hartmann